St. Nikolaus feiert mit Flüchtlingskindern in Sulzgries
Diese Nikolausfeier wird bei Groß und Klein ganz sicher noch lange in bester Erinnerung bleiben. Einheimische Kinder und Flüchtlingskinder aus der Gemeinschaftsunterkunft Kornhalde sind am Donnerstag (1. 12.) mit gespendeten Süßigkeiten reich beschenkt worden. Im Anschluss daran wurde ausgelassen getanzt und fröhlich musiziert, Punsch getrunken und Plätzchen gegessen. Im Beisein von Flüchtlingskindern entwickelte sich die Nikolausfeier so zu einer besonderen Form menschlicher Zuwendung.
Organisiert und inszeniert hatte alles dies das Team Begegnungs-Café der Initiative Gemeinsam für Flüchtlinge in RSKN. Herbert Häfele von der Esslinger Kleinkunstbühne „Die Galgenstricke“ spielte während der Feier auf seinem Akkordeon Kinder- und Weihnachtslieder.
Draußen dämmerte es bereits und die winterliche Kälte sorgte für klamme Finger, drinnen aber verbreitete sich eine anheimelnde, gespannte Stimmung. Und dann, untermalt von hellem Glockenklang, stand unvermittelt ein ehrwürdiger Heiliger Sankt Nikolaus – als wäre er es höchstselbst – vor dem Bühnenvorhang im großen Saal des ev. Gemeindehauses in Esslingen-Sulzgries. Mehr als 40 Kinder und Jugendliche, meist begleitet von ihren Eltern, staunten nicht schlecht, als der in würdevollem Priestergewand eingehüllte St. Nikolaus seinen Bischofsstab gebieterisch und gleichsam segnend hochhob. Weiße Handschuhe umhüllten die Hände des heiligen Mannes und eine würdevolle Mitra bedeckte seinen Kopf.
„Lasst uns froh und munter sein“ wurde zur Einstimmung gesungen und dann folgte die Bescherung. Dabei nahmen die Kinder aus den Händen von St. Nikolaus die heiß begehrten Süßigkeiten überraschend geduldig und freudig in Empfang. Als Dank führten die deutschen und syrischen Kinder gemeinsam das Lied „Brüderchen, komm tanz mit mir“ auf. Dafür gab es vom Publikum im dicht besetzten Gemeindesaal lang anhaltenden Applaus. Später sangen Mädchen aus der Unterkunft ein syrisches Lied und Kinder, Frauen und Männer vollführten vor der Bühne einen temperamentvollen Kreistanz.
Der historische St. Nikolaus (270 n. Chr.) stammte aus Myra, einem Wallfahrtsort westlich von Antalya gelegen. Er gehörte zum Volk der Lykier. St. Nikolaus ist Bischof gewesen. Zahlreiche Legenden ranken sich um diese Figur. Als gesichert gilt, dass er ein Wohltäter der Armen war und ein Retter in der Not. Der Nikolaus-Brauch geht auf die katholische Kirche zurück. Protestanten machen dabei heute locker mit, wenngleich sie grundsätzlich nichts von Heiligenverehrung halten. Gemeinsamer Nenner ist, dass Nikolaus symbolisch als Schutzpatron für Kinder und Seeleute gilt und als gutes Beispiel genannt wird für Uneigennützigkeit und Nächstenliebe. In dieser Rolle ist St. Nikolaus auch den muslimischen Völkern nicht völlig fremd.
In der Gemeinschaftsunterkunft in Sulzgries sind über 90 Bewohner untergebracht, darunter mehrere aus Kriegsgebieten geflohene Familien mit ihren Kindern. Um sie alle kümmern sich ehrenamtlich tätige Bürgerinnen und Bürger, die sich in der Initiative Gemeinsam für Flüchtlinge in RSKN zusammengeschlossen haben.