Saber

»Die Fragen waren zu schwer für mich. Ich habe nur eine 2,5 bekommen.« Sätze wie diese sind typisch für Saber. Der bescheidene junge Mann, der sich derzeit auf seine Meisterprüfung vorbereitet, stellt sich und seine Leistungen nicht gern in den Vordergrund. Dabei hätte er allen Grund dazu. Denn seit der damals 19-Jährige Ende 2015 aus Afghanistan nach Deutschland kam, hat er einiges geschafft. Zunächst erlebte er jedoch, was viele Geflüchtete in einem ihnen völlig fremden Land erleben: Er war ganz den Behörden ausgeliefert. Von Hamburg wurde er zunächst nach Wertheim geschickt und landete nach Zwischenstationen in Esslingen-Zell und Baltmannsweiler schließlich in Sulzgries. »Andere entscheiden über dein Schicksal«, beschreibt Saber diese demütigende Erfahrung.

Damit wollte er sich nicht abfinden. »In Deutschland habe ich schnell gelernt: Du musst für dich selber kämpfen.« Trotz quälend langem Asylverfahren und ungewisser Bleibeperspektive ließ er sich nicht hängen und machte den Hauptschulabschluss. Es folgte eine Ausbildung zum Fahrzeuglackierer und schließlich die Meisterschule. Auch die deutsche Bürokratie hat der 28-Jährige mittlerweile voll im Griff: Den komplizierten Antrag für das Meister-BAföG füllte er selber aus. Nach der anstehenden Prüfung will er als Kfz-Sachverständiger arbeiten und hat schon mehrere Stellen in Aussicht.

Bei aller Zielstrebigkeit fährt der Pragmatiker aber immer auf Sicht, Traumschlösser sind nicht sein Ding. Familiengründung ist denkbar und die Einbürgerung ein Ziel – aber alles der Reihe nach. Seine Zukunft sieht Saber ohne Wenn und Aber in Deutschland. Hier schätzt er die Sicherheit und besonders die Meinungsfreiheit. Über Politik und Zeitgeschehen weiß der engagierte Diskutant immer bestens Bescheid – Deutsch hat er nicht zuletzt mit der Tagesschau und den Tagesthemen gelernt. Zu seiner Familie in Kabul hält Saber Kontakt, viel zu sagen haben sie sich aber nicht. »Das ist hier eine andere Welt, sie würden es nicht verstehen.« Mit seinem Herkunftsland hat er abgeschlossen, wird aber immer auch Afghane bleiben. »Wenn du etwas sein möchtest, musst du wissen, was du warst.« Noch so ein typischer Saber-Satz.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert